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Wie nachhaltig ist eine vegane Ernährung?

Sofia von Schledorn
Sofia von Schledorn, Online-Redakteurin
3. Juni 2020

Die Fleischwirtschaft ist eine der größten Umweltsünder überhaupt. Neben dem Tierleid ist der ökologische Faktor ein weiterer wichtiger Punkt, weshalb VeganerInnen auf tierische Lebensmittel verzichten.

Frau mit Salat in der Hand, der vor ihrem Kopf platziert ist.
Bedeutet eine klimafreundliche Ernährungsweise gleichzeitig eine vegane Ernährung? Bild: iStock

Studien belegen, dass die Massentierhaltung für etwa 15 Prozent aller Klimagasemissionen verantwortlich ist. Umso wichtiger ist es, sich umweltbewusst zu ernähren. Doch bedeutet eine klimafreundliche Ernährung auch gleichzeitig eine vegane Ernährungsweise? Wir haben uns den ökologischen Aspekt einer veganen Ernährung genauer angeschaut.

Ökobilanz Veganismus: Das sind die Unterschiede zur Fleischwirtschaft

Die Problematik mit den Emissionen

Unser Ernährungsstil könnte langfristig zum Problem werden. Mit der zunehmenden Weltbevölkerung reichen auf Dauer die zur Verfügung stehenden Agrarflächen nicht mehr aus, um die Ernährung der Menschheit zu gewährleisten. Wenn wir mit unserem Essverhalten so weitermachen wie bisher, werden zusätzliche Agrarflächen benötigt. Das bedeutet, es müssen mehr (Regen-)Waldflächen gerodet werden.

Da wären wir auch schon bei der ersten Problematik: Nicht nur wir stoßen Treibhausgase aus, sondern auch die Industrie – und natürlich Kühe. Da eine Waldfläche viel mehr CO2 binden kann und somit nützlicher für uns ist, als eine Wiese oder ein Acker, ist es besonders wichtig, die bestehenden Agrarflächen effizient zu nutzen.

Ziel ist es, von einer möglichst kleinen Ackerfläche möglichst viele Menschen zu ernähren. Doch wie können die Ackerflächen effizient genutzt werden?

Zwei Varianten, eine Lösung?

Zur effizienten Nutzung der Flächen gibt es einfach betrachtet zwei Varianten. Entweder wird der Acker für Pflanzen genutzt, die an Tiere verfüttert werden. So werden die Pflanzen zu Fleisch und Milch umgewandelt – oder Variante Zwei: Die angebauten Pflanzen werden direkt gegessen. Variante eins geschieht nicht ohne Verluste: Wiederkäuer wie Kühe, Schafe und Ziegen wandeln die aufgenommene Energie zum Leben um und stoßen CO2 und Methan aus. Dazu kommen noch weitere Emissionen, wie ausgeätzte Treibstoffe bei den Futtertransporten und Energie für die Verarbeitung und Lagerung von Fleisch und Milchprodukten. Variante Zwei wäre also viel umweltfreundlicher, da weniger Energie verloren geht.

Heißt das nicht offensichtlich, dass die gesamte Weltbevölkerung sich vegan ernähren sollte, um somit einen großen Teil der Treibhausgase zu reduzieren?

Ist weltweiter Veganismus die Lösung?

Für die Produktion von Fleisch und Milch werden über 70 Prozent der globalen Agrarflächen verwendet. Dabei stammen nur etwa 18 Prozent des Kalorienbedarfs des Menschen von Tieren. Da stellt sich die Frage: Werden die 77 Prozent Agrarflächen auch richtig genutzt?

Es gibt Böden, die nicht geeignet sind, um Nahrungspflanzen anzubauen. Gras hingegen ist sehr anspruchslos und wächst auch auf schlechteren Böden. Dieses Weideland ist für VeganerInnen nutzlos. Das bedeutet: Hier sollten lieber Rinder und Schafe weiden, bevor diese Flächen gar nicht genutzt werden. Denn Wiederkäuer können essen, was wir Menschen nicht nutzen können und wandeln dies in Fleisch, Milch, Eiweiß und Fett um. Weltweiter Veganismus wäre also nicht die beste Lösung für das Klima.

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Wann ist eine vegane Ernährung klimafreundlich?

Nehmen wir trotzdem einmal an, wir würden Tiere komplett aus der Ernährung herausnehmen und jeder Mensch auf der Welt würde sich hauptsächlich von Getreide ernähren. In Getreide sind zwar genug Kalorien für alle, jedoch handelt es sich um keine ausgewogene Ernährung. Das bedeutet neben Getreide, müsste viel mehr Obst und Gemüse angebaut werden. Obst und Gemüse sind jedoch im Gegensatz zu Getreide anspruchsvoller und brauchen mehr Ressourcen – und sind weniger klimafreundlich. Manche Gemüsesorten verursachen in Gegensatz zu beispielsweise Kartoffeln oder Getreide mehr Emissionen – dazu gehören Avocados, Auberginen oder Blattsalat. Deswegen sind die Aspekte Regionalität und Saisonalität für die Klimabilanz besonders wichtig. Viele Obst- und Gemüsesorten sind in der Saison sehr klimafreundlich, außerhalb der Saison steigen die verbrauchten Emissionen wieder an. Eine vegane Ernährung ist also erst klimafreundlich, wenn regionale und saisonale Produkte genutzt werden und die Avocado für dein Frühstück nicht erst um die halbe Welt reisen musste.

Zusammenfassend kann man sagen, dass weltweiter Veganismus nicht die Welt retten wird, jedoch weniger tierische Nahrungsmittel zu deutlich weniger Klimaemissionen führen und den ökologischen Fußabdruck verringern.

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1. Schritt für Schritt auf tierische Produkte verzichten

Wer Schritt für Schritt auf tierische Produkte verzichtet, tut etwas für die Umwelt. Doch vielen fällt diese Umstellung nicht leicht. Wir haben vier Tipps für dich, wie du deine Ernährung umstellen kannst.

Tipp 1: Nimm dir Zeit

Bestimmt gibt es auch VegetarierInnen und VeganerInnen, die von heute auf morgen ihre Ernährung umgestellt haben, doch ein Umstieg in Etappen fällt vielen leichter. So kannst du Schritt für Schritt ein tierisches Produkt nach dem nächsten aus deiner Ernährung ausklammern. Fang mit den Produkten an, die dir am leichtesten fallen. Es gibt beispielsweise für Milch bereits viele verschiedene leckere Alternativen. Verzichtest du mit der Zeit auf Fleisch, Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte, kannst du deinen veganen Lebensstil auch auf die Bereiche Mode und Beauty ausweiten.

Tipp 2: Füll deine Vorräte auf

Auch wenn es am Anfang eine enorme Umstellung darstellt – vegan einkaufen macht Spaß! Man beschäftigt sich viel mehr mit den Lebensmitteln und ihren Inhaltsstoffen. Produkte, die vorher direkt in den Einkaufswagen gelandet wären, werden nun genauer inspiziert. Mach dir also eine Liste: Obst, Gemüse, Nüsse, Hülsenfrüchte, Getreide, Tofu und kalt gepresste Öle sind eine gute Basis für den ersten veganen Einkauf.

Tipp 3: Bleib flexibel

Rückschläge können passieren. Die meisten VeganerInnen wechseln ihre Essgewohnheit aus Überzeugung und ethischen Gründen. Niemand zwingt dich dazu und du musst niemand etwas beweisen. Falls du Heißhunger auf Wurst, ein Glas Milch oder Gummibärchen hast, ist das ok! Du sollst dich Wohlfühlen und bestimmst das Tempo – Cheatdays sind erlaubt.

Tipp 4: Sei offen für Neues

Viele Menschen beschäftigen sich schon seit langer Zeit mit einer veganen Ernährungsweise. Es gibt also genügend Tipps und Rezepte, von denen du dich inspirieren lassen kannst.

Zur veganen Ernährung gehören neben Obst und Gemüse auch ausreichend gesunde Fette. Bild: iStock

2. Saisonal und regional einkaufen

Wie oben schon erwähnt sind in einer klimafreundlichen Ernährung die Aspekte Saisonalität und Regionalität besonders wichtig. Wir haben aufgezählt, was du sorgenfrei im Juni und Juli kaufen kannst:

Obst – Aprikosen, Brombeeren, Blaubeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren, Kirschen, Himbeeren, Blaubeeren, Heidelbeeren, Stachelbeeren, Rhabarber

Gemüse – Batavia, Blumenkohl, Bohnen, Brokkoli, Champignons, Eissalat, Erbsen, Fenchel, Frühlingszwiebeln, Gurken, Kartoffeln, Karotten, Knollensellerie, Kohlrabi, Kopfsalat, Lauch, Porree, Mais, Mangold, Radieschen, Sellerie, Spargel, Spitzkohl, Kopfsalat, Rucola, Zwetschgen, Zwiebeln

3. Lebensmittel aufbrauchen

Essen wegschmeißen ist eine direkte Ressourcenverschwendung, der wir entgegenwirken können. Bevor du also Lebensmittel wegschmeißt, kannst du mit einfachen Rezepten noch tolle Gerichte kochen. Tipp: Mit einer richtigen Planung für den Wocheneinkauf, kannst du dieses Problem vermeiden.  

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