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Festes Shampoo: gut für Klima, Haut und Haare

Stefanie Behrens, freie Autorin
Stefanie Behrens, Freie Autorin
8. April 2020

Radikal reduzieren ist das Motto. Nicht nur verpackungstechnisch schwindet Überflüssiges. Auch Reinigungsprodukte machen sich klein: Festes Shampoo kommt als kompaktes Trockenprodukt ohne Konservierungsmittel und ohne Plastikverpackung aus.

Festes Shampoo

Die sogenannten Shampoo-Bars liegen als Riegel oder in handlicher Rundform im Beauty-Regal, meist in einer dünnen Pappschachtel verpackt. Für die Haarwäsche werden sie einfach mit Wasser aufgeschäumt. Während eine herkömmliche Flasche Shampoo durchschnittlich für circa 30 Haarwäschen ausreicht, ist aus einem Solid-Shampoo sicher das Zweifache herauszuholen.

Haarpflege mit Köpfchen: Festes Shampoo punktet mit vielen Vorteilen  

Festes Shampoo ist ein kerniges Stück, was aus Shampoo besteht und dem Wasser entzogen wurde. Seine waschaktiven, schäumenden Substanzen sind häufig natürliche Tenside, zum Beispiel auf Zucker- oder Kokosbasis. Pflegende Öle sowie natürliche Farb- und Duftstoffe werden dazu gemixt. Danach wird das fertige Shampoo zum Trocknen in Form gegossen. Viele Anbieter von festem Shampoo sind bislang Naturkosmetik-Hersteller. Da der Begriff nicht geschützt ist, solltest du hier auf Zertifizierungen achten. Das Shampoo-Bar wird immer beliebter, weil es alle Charakteristika eines typgerechten Haarshampoos aufweist, keine Konservierungsstoffe braucht, praktisch auf Reisen ist, keine Kunststoffverpackung benötigt und eine tolle Umweltbilanz vorweisen kann.


Wir zeigen dir:

So wendest du festes Shampoo an: Gewöhnungsbedürftig, aber ergiebig

  1. Schäume das feste Shampoo mit etwas Wasser in den Händen auf und massiere den so entstandenen Schaum sanft auf der Kopfhaut. Diesen Vorgang einfach mehrmals wiederholen und auch die Haarlängen einschäumen und damit reinigen.
  2. Alternativ kannst du auch mit dem Shampoo-Riegel über den angefeuchteten Haaransatz und die nassen Haarlängen gleiten. Durch das Verteilen mit den Händen und das Massieren der Kopfhaut entsteht Schaum.
  3. Oder du schneidest eine dünne Scheibe vom Stück ab und arbeitest damit. Das empfiehlt zum Beispiel Nachhaltigkeits-Aktivistin Louisa Dellert. Das kleine Stück Shampoo-Bar mit Wasser leicht aufschäumen. Danach massierst du die Kopfhaut und verteilst den so entstandenen Schaum ins Haar.
  4. Nun wäschst du die Haare mit ausreichend lauwarmem Wasser gut aus.
  5. Das Durchkämmen nach dem Auswaschen dürfte leicht sein. Bei störrischem, problematischem Haar kannst du nach dem Auswaschen des Shampoos noch eine feste Pflegespülung verwenden. Diese wird genauso wie ein Shampoo-Bar benutzt.

Festes Shampoo ist sanft zu sensibler Kopfhaut

Achte beim Kauf des Shampoos auf die Wahl des passenden Haartyps (normal, fettig, trocken, fein, koloriert, reparaturbedürftig). Zusätzlich solltest du auf den Zustand deiner Kopfhaut achten. Äußere Einflüsse wie Heizungsluft, Klimaanlagen, Umweltverschmutzung, Strapazen durch Farb- oder Dauerwellbehandlungen und auch die UV-Strahlung beeinflussen den Zustand der Kopfhaut. Juckt oder spannt deine Kopfhaut? Innerlich können Stress sowie Störungen des Hormon- und Vitaminhaushalts, der allgemeine Alterungsprozess oder Stoffwechselstörungen die Kopfhaut reizen.

Bei sensibler Kopfhaut ist die Hornschicht als Schutzbarriere der Kopfhaut für hautreizende äußere Einflüsse durchlässiger. So können Wärme, Kälte oder Chemikalien ungehindert tief in die Haut eindringen: Entzündungen, Rötungen, Juckreiz und Spannungsgefühle sind die Folge. Nur wenn die Hornschichtbarriere ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt ist, kann sie ihre Funktion erfüllen. Insofern ist die Wahl des passenden Shampoos elementar. Als ein Vorteil von festem Shampoo gilt, dass nur der leichte, selbstgemachte Schaum die empfindliche Kopfhaut berührt, und dass kein konzentriertes Flüssigprodukt mit möglicherweise reizenden Inhaltsstoffen direkt auf die vorgeschädigte Kopfhaut kommt.

Inhaltsstoffe: Von Schaumschlägern zu Öllieferanten

Moderne Shampoos bestehen laut dem “Industrieverband Körperpflege und Waschmittel e.V.”(IKW) durchschnittlich aus 20 Stoffen, nämlich Tensiden, Pflege- und Wirkstoffen sowie Hilfsstoffen. Um Staub, Schmutz, Schweiß und Fett von den Haaren und der Kopfhaut waschen zu können, muss erstmal die Spannung der Oberflächenstruktur herabgesetzt werden, wofür Tenside sorgen. Beim Waschvorgang werden Schmutzteilchen durch die Kopfmassage abgelöst, zerteilt und im Tensid-Wassergemisch abgewaschen. Tenside sind auch für den Schaum zuständig. Der pflegende Anteil eines festen Shampoos besteht je nach Produkt aus Fetten und Ölen wie Sheabutter, Glycerin, Milchsäure, Jojoba-, Oliven-, Mandelöl und Kakaobutter. Kräuterwirkstoffe und Fruchtextrakte sind enthalten, genau wie Färbemittel und Duft natürlicher oder synthetischer Herkunft.

Von mild bis hochaktiv: Tenside

Es wird zwischen natürlichen und synthetischen Tensiden unterschieden. “Natürlich” klingt für waschaktive Substanzen auf unserem Kopf erstmal besser. Aber diese Unterscheidung trifft den Kern der Sache nicht immer. Ein natürliches Tensid kann sehr aggressiv sein und ein synthetisches durchaus mild. Grundsätzlich ist die biologische Abbaubarkeit aber wichtiger als der natürliche oder synthetische Ursprung des Tensids.

Folgende Tenside auf natürlicher Kokos- oder Zuckerbasis gelten als mild und gut biologisch abbaubar, sie schäumen dafür weniger: Sodium Cocoyl Isethionate , Coco Glucoside, Lauryl Glucoside, Sucrose Cocoate.

Als eher aggressive Waschsubstanzen werden folgende Tenside bezeichnet: Sodium Lauryl Sulfate, Sodium Laureth Sulfate, Ammonium Lauryl Sulfat, Potassium Lauryl Sulfate, Sodium Cocoate.

Die Sulfate sind Salze der Schwefelsäure. Sie sind meist wasserlöslich und kommen in der Natur vor. Für viel Schaum in Shampoos sorgen Sodium Lauryl Sulfate, die den Schmutz anziehen, da sie negativ geladen sind. Sie haben eine stark entfettende Wirkung und können – insbesondere empfindliche Kopfhaut – austrocknen. Im fortgeschrittenen Stadium kann dies zu Allergien führen. In die Augen soll SLS nicht gelangen, da es eine reizende Wirkung hat. Und doch kann es sein, dass es in einem zertifizierten Naturkosmetik-Shampoo-Bar eingesetzt wird. Müssen wir uns Sorgen machen?

Die europäische Kosmetikverordnung (EG) Nr. 1223/2009 regelt, welche Inhaltsstoffe in Kosmetika enthalten sein dürfen und welche ausgeschlossen sind. Bei einigen Inhaltsstoffen werden darüber hinaus genaue Höchstmengen oder Beschränkungen des Einsatzbereiches vorgeschrieben – denn auch auf die Dosis kommt es an. Die Hersteller sind dazu verpflichtet, die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben für jedes einzelne Produkt umfassend zu dokumentieren.

Solltest du beispielsweise beim Haare waschen doch eine allergische Reaktion feststellen, dann schaue dir jeden einzelnen Inhaltsstoff auf der INCI (International Nomenclature of Cosmetic Ingredients)-Liste auf dem Produkt an. So kannst du durch das Weglassen einzelner Inhaltsstoffe nach und nach herausfinden, auf welchen Inhaltsstoff du vielleicht individuell reagierst. Recht häufig verwendete Duftstoffe wie Citronellol, Linalool, Limonene und Geraniol können für allergische Reaktionen sorgen.

Haarseifen-Stücke: Eine Handvoll nachhaltige Pflege

Ausdrücklich benannte Haarseifen bestehen typischerweise aus Laugen, Fetten und Ölen. Es können auch Pflanzenextrakte, ätherische Öle oder Farbstoffe als Inhaltsstoffe enthalten sein. Haarseifen werden gesiedet und müssen, in Form gegossen, noch mehrere Wochen reifen. Bei eher fettigem Haar solltest du schauen, dass die Haarseife nicht zu viel pflanzliches Öl enthält. Was noch zum guten Gelingen der Haarwäsche beiträgt, ist der möglichst niedrige Kalkgehalt des Leitungswassers. Je kalkhaltiger das Wasser bei dir zuhause aus dem Hahn kommt, desto eher wird sich sogenannte “Kalkseife” bilden. Die Waschleistung der Seife wird gehemmt durch Kalzium- und Magnesiumsalze im Kalk. Das Haar wirkt stumpf und kann nicht gut ausgewaschen werden. Nach der Wäsche mit einer Haarseife bringt eine saure Spülung mit Essigwasser bessere Kämmbarkeit und Glanz. Für die saure “Rinse” in einen Liter Wasser einen Esslöffel Essig oder Zitronensäure geben und dein Haar damit spülen.

Die besten Festen: Einen Riegel Shampoo, bitte

Intensiv: Reguliert die Talgproduktion: “Jumping Juniper Shampoo Bar” von Lush, 55 g ca. 9,95 Euro

Griffig: Vulkanerde und Himalayasalz sorgen für mehr Volumen bei fettigem und feinen Haar, handgefertigt in Mecklenburg-Vorpommern: “Shampoo-Bar Grapefruit-Zedernholz” von Jolu Naturkosmetik, inklusive Pflegespülung-Bar, Organzabeutel und Aluminiumdose, 50 g. ca 9,90 Euro

Soft: Sanfte, Natrue-zertifizierte Reinigung mit Shea-Butter: “Festes Shampoo mit Mandarine-Basilikum” von alverde Naturkosmetik, 60 g ca. 4,95 Euro

Glänzend: Für besonders geschmeidiges Haar: “Waterless Shampoo Bar mit Brokkolisamenöl und Bergamottöl” von Stop The Water While Using Me, 75 g ca. 12,90 Euro

Kräuterig: Die Inhaltsstoffe helfen gegen Schuppen: “Nessi” Festes Shampoo von Sauberkunst, 45 g ca. 6,70 Euro

Schaumig: Hübsch mit einer Baumwollkordel befestigt: “Festes Shampoo für normales Haar” von Foamie, 83 g ca. 4,99 Euro

Zart: In einer französischen Manufaktur von Hand gefertigt: “Vanille-Kokos-Shampoo” für trockenes Haar von Lamazuna, 55 g ca. 9,95 Euro

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Tipps zur Aufbewahrung des Stückguts

Festes Shampoo oder Haarseife keinesfalls in der feuchten Dusche liegen lassen, sonst quellen diese puddingweich auf und reißen später beim Trocknen mit groben Furchen ein. Die feste Haarpflege am besten nach der Benutzung in einer geriffelten Seifenschale abtropfen und trocknen lassen. Was auch super klappt, ist die Ablage auf einem Massagehandschuh, weil da viel Luft an das Shampoo-Bar oder die Haarseife kommt und die überschüssige Flüssigkeit schnell nach unten abtropft. Ein Magnetseifenhalter ist eine moderne und minimalistische Möglichkeit, das Solid-Shampoo oder die Haarseife direkt in der Dusche oder im Bad aufzuhängen, griffbereit zu haben und gleichzeitig trocknen zu lassen. Für die Aufbewahrung der kompakten Haarreiniger werden auch hübsche Metalldosen angeboten. 

Stark: Minimalistisch hält der kleine Saugnapf Reinigungsstücke bis 120 gr: “Magnethalter für Solidstücke” von Naturseifen Manufaktur, ca. 8,50 Euro

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